VOPA+ Modell: Führungskompetenzen für die VUCA-Welt

Globalisierung, Digitalisierung, Konnektivität, New Work. Sogenannte Megatrends verändern auf tiefgreifende Art schon seit einiger Zeit unsere (Arbeits-)Welt und machen Sie „VUCA“. Die Zukunft wird dabei immer unvorhersehbarer und nimmt stetig neue Formen der Komplexität an. Beispielsweise hat die Corona-Pandemie die Zusammenarbeit in Organisationen sozusagen per „Fast-Forward-Button“ erheblich digitaler werden lassen. Die unmittelbaren Effekte, die der kontinuierliche Wandel mit sich bringt, sind nicht zu unterschätzen. Das VOPA+ Modell liefert einen Lösungsvorschlag, mit dem Führung kompetent und sicher bleibt.

2020 gingen 92% der Expertinnen und Experten bereits davon aus, dass die Pandemie die digitale Transformation in Unternehmen beschleunigen würde. Zwei Jahre später zeigt sich, dass das sogenannte New Normal zum Alltag geworden ist. Die neuesten Veränderungen der Arbeitsrealität skizziert die Flexible Working Studie 2022 (von Deloitte, Universität Wien und Universität Graz), laut der Homeoffice aktuell in über 80% der österreichischen Unternehmen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Anspruch genommen wird – solange dies in der jeweiligen Tätigkeit möglich ist.

Inmitten der Transformation sind Führungskräfte gefordert, anpassungsfähig und agil zu handeln, um gegebenenfalls Ziele adjustieren zu können und erfolgreich durch die VUCA-Welt zu führen.

Digitale Arbeit: Herausforderungen für Kommunikation und Führung

Durch den für einige Unternehmen abrupten Übergang in die neue Arbeitskultur bzw. zu New Work haben bestimmte Aspekte der Zusammenarbeit – wie Kommunikation, Kollaboration oder Kultur – an Bedeutung gewonnen und sind gleichzeitig im neuen Status quo auf der Strecke geblieben. Die Kehrseite der digitalen Zusammenarbeit bestätigt jüngst eine EY Studie (2021), laut der knapp die Hälfte der Arbeitnehmer:innen in Österreich den sozialen Kontakt beim Arbeiten vermissen und ca. 44% die Abstimmung innerhalb der Teams als schwierig empfinden.

Negative Folgen des hybriden Arbeitens für die Vertrauenskultur in Unternehmen zeigt auch eine aktuelle Studie von Microsoft (2022), die eine weitverbreitete „productivity paranoia“ in der Businesswelt feststellt. Während 87% der Mitarbeitenden angeben, bei der (hybriden) Arbeit produktiv zu sein, vertrauen lediglich 12% der Führungskräfte auf die Produktivität ihres Teams.

Unausweichlich stellt sich daher die Frage, wie Organisationen und Teams in krisenhaften Zeiten sicher geführt werden können und welche Kompetenzen Führungskräfte auf diesem Weg beweisen sollten. Das VOPA+ Modell liefert Antworten in Bezug darauf, was eine stabile Führung in der VUCA-Welt braucht.

Die neue Arbeitswelt ist VUCA

Die gegenwärtigen Veränderungen in unserer (Arbeits-)Welt finden sich in dem Akronym VUCA wieder. Die Digitalisierung ist dabei ein besonders starker Motor und erhöht die Geschwindigkeit, in der Veränderungen stattfinden. Damit einher gehen Herausforderungen im Marktumfeld, welche sich zum einen auf Unternehmen und zum anderen auf die Führung von Mitarbeitenden auswirken.

Die Abkürzung VUCA setzt sich aus den englischen Wörtern „volatility“ („Volatilität“), „uncertainty“ („Unsicherheit“), „complexity“ („Komplexität“) und „ambiguity“ („Mehrdeutigkeit“) zusammen und spielt auf die veränderten Bedingungen der modernen Unternehmensführung an.

  • Volatalität zeigt sich in der Häufigkeit und Intensität von Veränderungen im Marktumfeld. Aktuell besonders im Fortschritt technischer Innovationen, bspw. künstlicher Intelligenz, und steigendem Wettbewerb. Damit einher gehen spürbare Schwankungen, sei es am Arbeits- oder Produktmarkt, die teilweise ganze Branchen betreffen.
  • Unsicherheit steigt mit vielen externen Einflussfaktoren auf Unternehmen und Führungskräfte. Sie kann auf zukünftige Entwicklungen oder auch gegenwärtige Entscheidungen bezogen sein, da Planbarkeit abnimmt. Jüngste Ereignisse – wie die COVID-19 Pandemie oder die Inflation – zeigen teils massive Auswirkungen auf unsere aktuellen Systeme und lösen u.a. Jobunsicherheiten bei Mitarbeitenden aus.
  • Komplexität gewinnt gerade in Bereichen der Digitalisierung und Konnektivität an Bedeutung und wird von einer hohen Dynamik in der Veränderung von Prozessen geprägt. Eine höhere Auswahl zeigt sich nicht nur in den Regalen im Supermarkt. Entscheidungen werden durch viele Wahlmöglichkeiten in jedem Fall komplizierter, wobei Entscheidungsprozesse gleichzeitig in kürzerer Zeit durchgeführt werden müssen.
  • Mehrdeutigkeit betrifft vor allem Informationen, die durch die Digitalisierung allen zugänglich, aber nicht eindeutig zu verstehen sind. Durch die Flut an jederzeit abrufbarem Wissen werden strategische Entscheidungen erschwert und es kann insgesamt schneller zu Missverständnissen oder Interessenskonflikten kommen.

Das VOPA+ Modell: Kompetenzen für die VUCA-Welt

Der VOPA+ Führungsstil liefert eine Antwort, die den Veränderungen der VUCA-Welt positiv begegnet. Das VOPA+ Modell ist ein agiles Führungsmodell, welches die wichtigsten Anforderungen an die Führung abbildet und somit die wesentlichen Kompetenzen für die neue Arbeitswelt und insbesondere für das Digital Leadership aufzeigt. Die Bezeichnung VOPA+ kürzt die Qualitäten ab, die für die moderne Führungskultur essenziell sind: Vernetzung, Offenheit, Partizipation, Agilität, + Vertrauen.

Keine Kollaboration ohne Vernetzung

Die interne und externe Vernetzung von verschiedenen Teams, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, fördert die Kollaboration und den Wissensaustausch. Eine gute Führungskraft ermöglicht daher eine lebhafte Zusammenarbeit mit klarer Vision und schafft Raum für interdisziplinäre Lernerfahrungen. Um das Miteinander zu fördern, eignen sich diverse Kommunikationsplattformen, Kanäle und Apps wie z.B. Slack, Microsoft Teams oder soziale Medien.

Offenheit: Leading out loud

Offenheit bezieht sich zum einen auf die Lernbereitschaft einer Führungskraft. Zum anderen zielt sie auf Transparenz gegenüber Mitarbeitenden ab und schafft somit eine Offenlegung von Entscheidungswegen und eine konstruktive Feedbackkultur. Offene Kommunikation kann bestehenden Unsicherheiten entgegenwirken und beispielsweise durch Mitarbeiterfeedback bzw. Führungsfeedback gefördert werden. Ein weiterer entscheidender Faktor ist eine gelebte – und von der Führungskraft vorgelebte – Fehlerkultur. Neue Ziele lassen sich nicht durch bereits gegangene Wege erreichen, es braucht neue Lösungen – wenn auch mal über Umwege.

Partizipation statt Delegation

Eine klare Rollen- und Aufgabenteilung im Team ist Grundvoraussetzung für eigenverantwortliches und strukturiertes Arbeiten und sollte von der Führungskraft – besonders in der digitalen Zusammenarbeit und bei hybriden Teams – klar definiert werden. Partizipation stellt Mitarbeitende ins Zentrum von Führung, erzeugt ein Gefühl der Wertschätzung und wirkt der Unbeständigkeit innerhalb der VUCA-Welt entgegen. Um Mitarbeitende zu empowern, müssen Führungskräfte lernen, Kontrolle abzugeben und Hierarchien zu überdenken. Ein partizipativer Führungsstil kann beispielsweise durch integrierte Zielfindungen, Methoden wie Objectives and Key Results (OKR) sowie Retrospektiven gestärkt werden.

Durch Agilität flexibel bleiben

In einer zunehmend ambivalenten Welt ist eine agile Führung essenziell, um auf Veränderungen von Prozessen und Strukturen reagieren zu können. Dabei sollten Führungskräfte nicht nur reaktiv, sondern auch proaktiv handeln und sowohl agile Werte als auch ein agiles Mindset in ihren Teams fördern, um letztlich mit Veränderungen jeglicher Art lösungsorientiert und flexibel umgehen zu können. Besonders in der digitalen Führung, teils von hybriden oder remoten Teams, ist das zeitlich und räumlich flexible Arbeiten eine wichtige Maßnahme, um anpassungsfähig zu bleiben. Um nicht in eine „Problemparalyse“ zu verfallen, sondern Probleme konstruktiv zu lösen, setzen agile Führungskräfte daher häufig Methoden wie Design Thinking oder Hackathons ein.

Vertrauen ist der Schlüssel

Als Grundlage für jede Führungskompetenz steht Vertrauen im Zentrum – und stellt gleichzeitig eine der großen Herausforderungen der digitalen Führung dar. In diesem Zusammenhang verweist auch die Fraunhofer-Studie (2022) zum „Arbeiten in der Corona-Pandemie“ darauf, dass gerade Vertrauen, Kommunikationsfähigkeit und Empathie zu den drei meist gefragten Führungskompetenzen im Wandel zählen. Durch fehlenden persönlichen Kontakt und räumliche Nähe wird die Zusammenarbeit bei fehlendem Vertrauen zur Mammutaufgabe. Für eine offene Kommunikation und gesunde Feedbackkultur ist eine stabile Vertrauensbasis zwingend notwendig. Gerade mit gezielten Mitarbeiterumfragen oder Pulse Surveys können der aktuelle IST-Stand im Unternehmen sowie die Stimmung im Team rechtzeitig abgebildet und beim Vertrauensaufbau wirksam eingesetzt werden.

VOPA+ in Bezug auf digitale Führung

Auf Basis des VOPA+ Modells nimmt die Führungskraft die Rolle des Coaches und des Mentors ein, um Mitarbeitende und das Team durch schwierige, transformative Zeiten zu führen. Stets mit der Offenheit Vertrauen abzugeben und Potenziale sowie Herausforderungen der neuen Arbeitswelt frühzeitig zu erkennen.

Um Klarheit in die VUCA-Welt zu bringen und die Distanz, die durch die flexible, virtuelle oder hybride Arbeit entsteht, zu überbrücken, setzen die Führungskräfte zudem auf die Adaptierung von Kommunikationsprozessen und Transparenz in Bezug auf Entscheidungswege. Digitale Leader informieren über die eigene Arbeit und Lernprozesse, schaffen Raum für Feedback und nehmen aktiv eine Vorbildfunktion ein.

Um sicher zu führen und eine nachhaltig gesunde Führungskultur zu schaffen, braucht es also eine Balance aus alten und neuen Kompetenzen. In der Praxis bedeutet dies, effektive (nicht nur) digitale Mittel bei der Zusammenarbeit einzusetzen, notwendige Kompetenzen in Teams wirksam zu fördern und gerade im digitalen Bereich auf die Privatsphäre und den Datenschutz zu achten sowie die Mitarbeitenden vor digitalen Belastungen zu schützen.

360-Grad-Feedback: Führungskompetenzen messen und verbessern

Besonders in Zeiten wie diesen, in denen neben geopolitischen Ereignissen die digitale Transformation das Arbeiten stark verändert, ist es wichtiger denn je, dass Organisationen Kommunikation, Vertrauen und Führungskompetenzen fördern. Eine effektive Möglichkeit, Kompetenzen und Führungsqualität vom Management zu evaluieren, ist das Führungsfeedback. Mit der Methode wird nicht nur der Status quo analysiert, sondern auch eine entscheidende Basis zur Kompetenzentwicklung der Führungskraft geboten.

Ob das 360-Grad-Feedback oder ein anderes Instrument zu Ihrem Vorhaben passt, hängt von vielen Faktoren ab. Daher legen wir bei vieconsult in der Konzeptionsphase besonderes Augenmerk darauf, die Methodik auf Ihre Zielsetzung und Anforderungen maßzuschneidern und bieten nachträgliche Transfergespräche für effektive Führungskräfteentwicklung an.

Sie interessieren sich für Führungsfeedback und möchten ein Angebot von einem professionellen Anbieter einholen? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht.

 

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