Feedback lernen und aus Feedback lernen

Ohne Feedback – kein Lernen. Feedback fördert Lern- und Entwicklungsprozesse – aber wie und warum? Diese Frage beantworten wir mithilfe von theoretischen Konzepten sowie praxisnahen Beispielen. Fest steht: Gutes Feedback braucht gezielte Rückmeldungen, Selbstreflexion und nachhaltige Verhaltensänderungen.

Feedback wird in der Fachliteratur häufig als ein wichtiger Teilaspekt von Lernprozessen beschrieben. Selten wird jedoch erläutert, warum Feedback in Bezug auf das Lernen von essenzieller Bedeutung ist. Dass gutes Feedback das Lernen fördert und für die persönliche, berufliche, aber auch organisationale Entwicklung grundlegend ist, wird durch das theoretische Verständnis von Wirkungsebenen bei Feedbackprozessen erklärt.

Feedback unterstützt das Lernen

Viele (frühere) Konzepte definierten Lernprozesse lediglich als einen sehr individualistischen Zusatzerwerb von Kompetenzen, Wissen und Fertigkeiten, durch Training und Schulung. Ein Modell, welches diese simple Sichtweise in Bezug auf Feedback und das daraus resultierende Lernen jedoch wesentlich erweiterte, ist das Modell der Lernschleifen (learning loops). In der wissenschaftlichen Literatur wird dieses Modell häufig auf die theoretischen Arbeiten der Autoren Chris Argyris und Donald Schön aus den 70er-Jahren zurückgeführt.

Lernschleife: Kontext - Grundannahmen - Handlungen - Ergebnisse. Aus Feedback lernen.
Grafik: vieconsult GmbH 2019

Die Grundannahme, die dem Modell der Lernschleifen zugrunde liegt, ist dabei sehr eingängig:

  1. Wir tun, was wir tun in einem bestimmten Kontext oder Handlungsrahmen.
  2. Das, was wir tun, basiert auf Grundannahmen über das, was richtig oder falsch ist.
  3. Wir tun, was wir tun auf Basis der Kompetenzen, die wir bereits erlernt haben.
  4. Nach unseren Handlungen erhalten wir Ergebnisse bzw. Feedback, aus welchem wir lernen können.

Die Ergebnisse unserer Handlungen werden also erst durch Feedback sichtbar gemacht. Feedback erlaubt uns daraufhin zu hinterfragen, ob das, was wir erreicht haben, auch das ist, was wir eigentlich erreichen wollten. Diesbezüglich findet also eine Lernschleife statt. Durch die folgenden drei Wirkungsebenen kann Feedback das Lernen unterstützen:

1. Aus dem Feedback lernen – Das System optimieren

Die erste und einfachste Lernschleife ist jene, in der man nicht das „System“ an sich hinterfragt, sondern erstmal versucht, das „System“ zu optimieren. Wenn wir bspw. die Rückmeldung erhalten, dass die Präsentation, die wir gehalten haben, nicht optimal war, versuchen wir aufbauend auf diesem Feedback bei der nächsten Präsentation etwas zu verbessern. Wir bringen andere Argumente, andere Grafiken, wir reden lauter oder leiser, wir feilen an unseren Präsentationskompetenzen.

Der Fokus liegt darauf, Dinge richtig zu tun!

2. Aus dem Feedback lernen – Das System hinterfragen

In der zweiten Lernschleife gehen wir schon etwas tiefer. Wir hinterfragen die Grundannahmen, die zu unseren Handlungen geführt haben. Wir nehmen das Feedback dabei nicht mehr nur auf einer unmittelbaren Handlungsebene wahr, sondern hinterfragen uns und unsere Handlungen. Wenn wir die Rückmeldung erhalten, dass wir in der Arbeit dazu neigen, Mikromanagement zu betreiben, könnten wir zum Beispiel hinterfragen, welche unserer Glaubenssätze dieses Verhalten verursachen. Innere Glaubenssätze, die das Mikromanagement antreiben oder unsere Bereitschaft, Dinge zu delegieren, abschwächen, sind zum Beispiel: „Ich kann es am besten“, „Ich bin am schnellsten“, oder „Wenn ich es gleich selber mache, ist es auch garantiert so, wie ich es will“. Ändert man diese Grundannahmen, ändert sich auch das Verhalten.

Der Fokus liegt darauf, die richtigen Dinge zu tun!

3. Aus dem Feedback lernen – Das System verändern

Die dritte Lernschleife wirkt noch einmal tiefgreifender. Denn auf der dritten Ebene bringt das Feedback uns dazu, transformationell zu lernen. Wir hinterfragen und ändern nicht nur unsere Grundannahmen, sondern unsere Sichtweise auf das gesamte „System“. Wir versuchen nicht nur einen falschen Glaubenssatz in einen richtigen zu verändern – wir reflektieren darüber, was „das Richtige“ überhaupt ist.

Feedback bringt uns also dazu, auf einer Meta-Ebene zu lernen: Man sieht nicht nur die Situation, sondern auch den gesamten Kontext. Wenn man in beruflichen Situationen immer wieder gewisse Belastungen erlebt, dann sollte man zum Beispiel das Wunschbild des eigenen Berufs (und dem Leben allgemein) hinterfragen. Oder kurz:

Der Fokus liegt darauf, das, was „richtig“ ist, für sich selbst zu definieren. Das ist Transformation.

Die Praxis: Drei Lernschleifen zum Erfolg

Wenden wir die drei Lernschleifen auf das Beispiel der Etablierung einer positiven Work-Life-Balance an:

  1. Innerhalb der ersten Lernschleife hinterfragen wir, wie wir unsere Arbeit organisatorisch am besten gestalten können. Wir suchen nach den besten Tricks zur Effizienzsteigerung oder nach „Life Hacks“. In diesem Zusammenhang ist die Recherche nach Organisations-Tools oder Apps ebenfalls relevant. Dahinter steht der Versuch, schneller, effizienter oder besser zu arbeiten.

Wir bleiben zwar im Hamsterrad, aber lernen, effektiver zu laufen.

  1. In Bezug auf die zweite Lernschleife hinterfragen wir, durch welche Umstände wir in der Vergangenheit daran gehindert wurden, bei bestimmten Aufgaben die richtigen Prioritäten zu setzen. Wir reflektieren darüber, warum wir (zumindest gefühlt) zu viel arbeiten. Glaubenssätze wie „Nur harte Arbeit ist ehrliche Arbeit“, „Als Führungskraft bin ich für alles selbst verantwortlich“ oder „Es gibt keinen, der es so gut kann wie ich selbst“ räumen wir an dieser Stelle gegebenenfalls beiseite. Dadurch lernen wir, die wichtigen Aufgaben von den dringlichen zu unterscheiden.

Wir lernen – wenn wir wollen – wie wir das Hamsterrad anhalten, wie wir das Hamsterrad nicht als solches sehen oder bewusster, langsamer oder wie-auch-immer-anders laufen.

  1. Auf der dritten Lernschleife erkennen wird, dass wir in unserem Berufsleben verschiedene Rollen mit Leben füllen müssen (z. B. als Führungskraft, Unternehmerin oder Unternehmer, Fachkraft). Dabei ergründen wir, welche Spielregeln für die jeweiligen Rollen gelten. Oft hinterfragen wir, ob wir dazu bereit sind, den anfänglichen Beruf der „Fachkraft“ aufzugeben und den neuen Beruf der „Unternehmerin“ bzw. des „Unternehmers“ zu erlernen. Diese Unterscheidung hat maßgebliche strategische und operative Tragweite, denn eine Unternehmerin oder ein Unternehmer arbeitet am Unternehmen, während Fachkräfte im Unternehmen arbeiten. Darüber hinaus stellen wir uns öfter die Frage, welchen Stellenwert die „Arbeit“ in unserem Leben hat und wie wir unser Traumleben designen können. Zuletzt erkennen wir, welchen Anteil die Arbeit am eigenen Lebensglück haben soll.

Wir verlassen das Hamsterrad und suchen uns ein Neues. Oder bauen uns aus mehreren Hamsterrädern ein Hamsterfahrrad.

Drei Lernschleifen zum Erfolg

„Man lernt nicht durch Erfahrung. Man lernt, indem man seine Erfahrungen reflektiert.“ Anders gesagt – Feedback und die darauf aufbauende Reflexion sind fundamental für das Lernen.

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