Psychische Belastung im Homeoffice: So schützen Sie Ihre Mitarbeitenden

Bereits vor der COVID-19-Krise hat sich abgezeichnet, welche Vorteile die Digitalisierung sowie flexibles und bedürfnisgerechtes Arbeiten im Homeoffice mit sich bringen können. Neben vielen positiven Effekten ergeben sich jedoch auch neue Belastungsfaktoren für Führungskräfte und Mitarbeitende. Wir erklären, welche Herausforderungen das Führen in einer hybriden Arbeitswelt mit sich bringt und welche Präventionsmaßnahmen sowie Unterstützungsmöglichkeiten Sie in Bezug auf die psychische Belastung im Homeoffice einsetzen können.

Bereits zu Beginn der Coronapandemie war laut Statisitk Austria ein starker Anstieg in Bezug auf die Nutzung des Homeoffice in Österreich ersichtlich. Über 30% der Beschäftigten waren im zweiten Quartal 2020 von zu Hause aus tätig. Seitdem schwanken die Zahlen. Mit Beginn 2021 arbeiteten noch 26,6% der Erwerbstätigen im Homeoffice. Wie sich die Zahlen zukünftig und nach Corona entwickeln werden, wird in vielen Befragungen deutlich: Das Homeoffice hat viele Vorteile und soll zumindest in hybrider Form bleiben.

Studien belegen: Homeoffice bringt nicht nur Vorteile

So schätzen zum Beispiel laut Hernstein Management Report (2021) 54% von 1600 Führungskräften aus Österreich und Deutschland, dass Mitarbeitende auch nach Corona im Homeoffice arbeiten werden. Im IT-/Telekom-Bereich behaupten dies sogar 78%. Laut karriere.at wird aufgrund der hohen Anzahl an Suchanfragen ein eigener Homeoffice-Filter angeboten und auch ihre Umfrage zeigt: 94% der Befragten befürworten die Arbeit im Homeoffice. Viele argumentieren dies mit erhöhter Flexibilität, besserer Work-Life-Balance und gesteigerter Produktivität.

Doch die Ergebnisse des neuesten Hernstein Management Reports zeigen mitunter, dass vermehrtes Homeoffice negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden haben kann und psychische Belastung im Homeoffice zunehmend auftritt. Die hybride Arbeitswelt stellt somit auch die Führungskräfte vor neue Herausforderungen.

Belastungsfaktoren für Mitarbeitende im Homeoffice

Die starke Zunahme arbeitsbedingter psychischer Belastungen, die Corona-Pandemie, aber auch sonstige psychosoziale Belastungsfaktoren hinterlassen ihre Spuren: Psychische Erkrankungen sind auf dem Vormarsch und die psychische Belastbarkeit gesunder Menschen nimmt ab. Noch nie hatte die psychische Gesundheit und deren Schutz einen so hohen Stellenwert wie heute. Schließlich sind auch die Arbeitgeber in Österreich gesetzlich verpflichtet, auf die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu achten.

Auf den ersten Blick scheint die Möglichkeit des Homeoffice eine gute Lösung zu sein, um auf psychische Belastung zu reagieren. Weniger Pendeln bedeutet für viele weniger Stress und Hektik. Es gibt mehr Möglichkeiten, um persönlichen Bedürfnissen nachzugehen, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen oder die Arbeitszeit nach dem eigenen Energiehaushalt einzuteilen. In vielen Befragungen wird zusätzlich auch von einer erhöhten Produktivität im Homeoffice berichtet. Diese Ergebnisse dürfen jedoch keineswegs pauschal interpretiert werden. Nicht jede Tätigkeit und auch nicht jeder Mitarbeitende ist für die Arbeit im Homeoffice gemacht. Laut des Hernstein Management Reports sehen zwar 42% eine förderliche Auswirkung vom Homeoffice auf die psychische Gesundheit, ganze 51% stellen jedoch negative Effekte fest.

Diese gegenteilige Bewertung lässt sich dadurch erklären, dass neben den Rahmenbedingungen und der Umsetzung der Arbeit im Homeoffice auch die Persönlichkeit, die Bedürfnisse sowie die Arbeitsmuster von Mitarbeitenden zusammenwirken. Je nach Umständen können sich daher große psychische Belastungsfaktoren wie verminderte Sozialkontakte, fehlende Strukturen, verschwimmende Grenzen, mangelnde Bewegung oder schlechte Ausstattung ergeben. Auch erhöhte Produktivitätswerte können schnell wieder abflachen oder langfristig in Erschöpfung resultieren, wenn es an Ressourcen, Ausgleichsmöglichkeiten oder gesunden Arbeitsmustern mangelt.

Neue Herausforderungen für Führungskräfte

Die genannten Belastungsfaktoren können ebenfalls auf Führungskräfte zutreffen. Zusätzlich sehen sich diese mit der Herausforderung konfrontiert, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Ferne zu führen und zu motivieren. Gleichzeitig ist es „in der Distanz“ schwerer erkennbar, ob Mitarbeitende überlastet sind oder Konflikte im Raum stehen.

In einer langfristig hybriden Arbeitswelt sind Arbeitgeber und Führungskräfte verpflichtet, auf diese veränderten Rahmenbedingungen und neuen Belastungsfaktoren zu reagieren. Um die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu schützen und zu fördern, müssen Prozesse und Rahmenbedingungen dementsprechend (um-)gestaltet werden. Ebenso sollten Mitarbeitende geschult und darin unterstützt werden, eigenverantwortlich auf ihre Gesundheit zu achten.

5 Schritte, mit denen Sie die psychische Belastung im Homeoffice mindern

Mit den folgenden fünf Schritten, unterstützen Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die psychische Belastung im Homeoffice zu minimieren.

1. Gestalten Sie das Homeoffice bedürfnisgerecht

Mittlerweile gibt es viele Ratgeber zur optimalen Gestaltung des Homeoffice. Setzen Sie jedoch keinesfalls auf Pauschallösungen. Besonders gesundheits- und vertrauensfördernd ist es, wenn auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden eingegangen wird. In welchem Ausmaß ist Homeoffice in der derzeitigen Lebenssituation umsetzbar? Welche Unterstützung wird bei der Homeoffice-Einrichtung benötigt? Welche Tätigkeiten sind für das Homeoffice besonders geeignet, welche sollten im Büro stattfinden?

Fragen Sie gezielt nach und tauschen Sie sich mit Ihren Mitarbeitenden aus. Nutzen Sie kostenlose Umfragetools in großen Teams. So verschaffen Sie sich einen Überblick, wie eine bestmögliche Umsetzung des Homeoffice für die Mehrheit aussehen würde.

2. Erarbeiten Sie gemeinsam Regeln

Erarbeiten Sie gemeinsam neue Strukturen und Regeln für ihre eigene hybride Arbeitswelt – in der vielleicht manche 100% im Homeoffice, 100% im Büro oder abwechselnd tätig sind.

Reflektieren Sie mit Ihrem Team unterschiedliche Erwartungen bezüglich Art und Ausmaß von Kontakten und Kontrollen, freier Zeiteinteilung und Besprechungskultur.

Richten Sie außerdem gemeinsame Kalender und Termine ein. Diese bieten Struktur sowie Rückhalt und dienen der Selbstorganisation.

Gemeinsame Morgenmeetings können zur Zielformulierung genutzt werden, das Einrichten störungsfreier Zeiten dient dem konzentrativen Arbeiten und ein gemeinsamer Tagesabschluss kann bei der (Selbst-)Kontrolle und Reflexion unterstützen.

Definieren Sie virtuelle Sprechstunden, in denen Sie für Ihre Mitarbeitenden erreichbar sind.

Planen Sie auch unbedingt Zeit für wechselseitiges Feedback ein, um Rückmeldungen zur Arbeitsleistung zu geben, aber auch Anregungen seitens der Mitarbeitenden entgegenzunehmen.

3. Schaffen Sie eine Vertrauenskultur

Vertrauen und eine gute Kommunikation sind wichtige Grundlagen für Zufriedenheit und Gesundheit am Arbeitsplatz. Gehen Sie bei Nicht-Erreichen von Mitarbeitenden daher nicht automatisch davon aus, dass diese im Homeoffice weniger arbeiten. Vereinbaren Sie lieber gemeinsam, wie Arbeitsfortschritt und Zielerreichung gemessen werden – zum Beispiel durch virtuelle To-Do-Listen.

Neben formalen Terminen sind zur Stärkung des Teamgefüges informelle Austauschmöglichkeiten wie beispielsweise virtuelle Kaffeepausen oder After-Work-Treffen sehr wichtig. Mitarbeitende, die nicht den gleichen Drang nach sozialer Interaktion haben oder denen weniger Freizeit oder Energie zur Verfügung stehen, sollten sich dazu jedoch nicht verpflichtet fühlen. Leisten Sie außerdem einen Beitrag, um das Thema psychische Gesundheit zu entstigmatisieren. Fragen Sie aktiv nach dem Befinden Ihrer Mitarbeitenden und zeigen Sie Verständnis in Belastungssituationen.

4. Nutzen Sie Ihre Vorbildwirkung und stärken Sie Eigenverantwortung

Während Führungskräfte laut eigenen Angaben die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als wichtig anerkennen, scheinen sie dies bei sich selbst seltener zu tun. Zweiteres hat aber einen großen Einfluss auf das Verhalten der Mitarbeitenden. Gehen Sie deshalb mit gutem Vorbild voran und priorisieren Sie sichtbar Ihre eigene Gesundheit.

Achten Sie auf ein gesundes Pausenverhalten, klären Sie Verantwortlichkeiten und delegieren oder setzen Sie Grenzen. Definieren Sie auch mit und für Ihre Mitarbeitenden klare Zuständigkeiten und Verfügbarkeiten. Wenn Definiertes nicht eingehalten werden kann, formulieren Sie klar, dass es sich dabei um eine Ausnahme handelt. Und lassen Sie Ausnahmen keinesfalls zur Regel werden. Informieren Sie in Belastungssituationen über interne und externe Angebote und nutzen Sie diese auch selbst.

5. Evaluieren Sie psychische Belastung im Homeoffice

Wenn Homeoffice oder hybrides Arbeiten im Betrieb langfristig eingeführt wird, müssen die damit einhergehenden Belastungsfaktoren bei der gesetzlich verpflichtenden Evaluierung psychischer Belastungen (ASchG) berücksichtigt werden. Der Arbeitgeber muss sicherstellen, dass es dadurch zu keinen Gefahren oder Risiken für die Gesundheit kommt. Aspekte wie (neue) Arbeitsmittel, die virtuelle Zusammenarbeit, Informationsfluss und vieles mehr müssen evaluiert werden.

Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind nur dann abgedeckt, wenn sinnvolle und kollektiv wirksame Maßnahmen abgeleitet und umgesetzt werden. Allgemein oder darauf aufbauend kann eine zeitlich und inhaltlich kompaktere Befragungsform – der Pulse Survey – Sinn machen.

Evaluierung psychischer Belastungen (ASchG) und Pulse Survey: Nutzen Sie die Expertise Ihrer Mitarbeitenden!

Während für den Gesundheitsschutz die Arbeitsplatzevaluierung nach ASchG seit 2013 gesetzlich in Österreich verpflichtend ist, sind Mitarbeiterbefragungen für eine erfolgreiche Organisationsentwicklung schon lange Mittel der Wahl. Besonders eine so drastische organisationale Veränderung wie die Einführung von Homeoffice benötigt daher die Expertise und das Feedback Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Welche psychische Belastung liegt im Homeoffice vor? Was hat sich bewährt? Mit welchen Schwierigkeiten sind Ihre Mitarbeitenden konfrontiert?

Wir von vieconsult unterstützen Sie gerne dabei, alle wichtigen und neuen Aspekte des hybriden Arbeitens in Ihre ASchG-Evaluierung zu integrieren oder einen anlassbezogenen Pulse Survey durchzuführen. In kurzen zeitlichen Intervallen können hier Stimmungsbild, Befinden oder Einschätzungen der aktuellen Arbeitssituation seitens der Mitarbeitenden erhoben werden. Ziel ist es, dieses schnell und unmittelbar zu bearbeiten. Nutzen Sie unsere Expertise, um aus Feedback sinnvolle und gesundheitsfördernde Maßnahmen abzuleiten!

 

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