Eine Mitarbeiterbefragung bringt dem Unternehmen nichts – außer man macht sie richtig!

Die Mitarbeiterbefragung hält den Status des klassischen Instruments der Personalarbeit in Unternehmen bereits seit Jahrzehnten. In den letzten Jahren hat sich ihr Anwendungsspektrum durch digitale Innovation sogar noch erweitert –  Pulsbefragungen mit Self-Service Web-Applikationen durchzuführen, wird immer einfacher – zumindest hat es den Anschein. Trügt der Schein oder kann man noch heute von der Mitarbeiterbefragung profitieren? Darüber diskutieren wir in diesem Blogbeitrag.

Trotz regelmäßiger Mitarbeiterbefragungen in Unternehmen und neuer Möglichkeiten hinsichtlich digitaler Tools sind die Meinungen in puncto Mitarbeiterfeedback gespalten. Während die einen auf die Macht der Befragung schwören, halten die anderen Mitarbeiterumfragen für nicht mehr zeitgemäß. Die Frage, ob eine Mitarbeiterbefragung sinnvoll ist oder nicht, erinnert an ein Zitat, das man Winston Churchill zuschreibt: „Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen alle anderen.“ Ohne den Ursprung und den Wahrheitsgehalt dieses Zitates prüfen zu können, bietet es doch eine recht gute Analogie zu unserem Thema. Denn auch die Mitarbeiterbefragung ist in vielen Fällen ein unvollkommenes bzw. unvollständiges Instrument.

Was halten Unternehmen von der Mitarbeiterbefragung?

Versuchen wir an dieser Stelle doch einmal, den Nutzen von Mitarbeiterbefragungen für Unternehmen empirisch zu erkunden. Im Rahmen einer vergleichenden Studie haben Frieg und Hossiep (2018) 200 Großunternehmen (mit insgesamt zehn Millionen Mitarbeitenden) im DACH-Raum gefragt, wie sie die Mitarbeiterbefragung in ihrer Praxis erleben.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass

  • 91% der Unternehmen regelmäßig unternehmensweite Befragungen durchführen.
  • 93% der Unternehmen alle Beschäftigten befragen.
  • 83% der Prozesse von externen Beratungsunternehmen begleitet werden.
  • 44% der Unternehmen der Meinung sind, dass Mitarbeiterbefragungen viel kosten, aber sie auch viel bringen (auch, wenn die Studie hier auf keine vergleichenden Details eingeht, ist anzunehmen, dass hinter den „Kosten“ auch ein entsprechender Mitteleinsatz steht).
  • 27% einen wahrnehmbaren Nutzen bei gering-erlebten Kosten wahrnehmen.
  • 23% der Unternehmen einen negativen Eindruck haben und aussagen, dass Befragungen zu teuer wären und wenig Nutzwert zeigen.

So setzen Sie Ihre Mitarbeiterbefragung in Ihrem Unternehmen richtig um

Mitarbeiterbefragungen wurden über einen langen Zeitraum in Unternehmen erprobt. Dennoch sind sie nicht perfekt. Was sie zweifelsohne bieten – professionell durchgeführt und mit ausreichend Ressourcen versehen – sind hilfreiche Ansatzpunkte für die laufende Unternehmensentwicklung. Aber Achtung: Befragungen sind dahingehend niemals weder „Selbstläufer“ noch „Allheilmittel“. Sie sind Werkzeuge und müssen vor allem richtig eingesetzt werden!

Seit 2010 führen wir bei vieconsult professionelle Mitarbeiterbefragungen in Unternehmen durch. Damit die nächste Mitarbeiterbefragung in Ihrem Unternehmen gelingt und Sie das Werkzeug „Befragung“ richtig einsetzen, geben wir Ihnen auf Basis unserer Expertise gerne einen Überblick darüber, welche Fehler man in der Praxis unbedingt vermeiden sollte.

10 Fehler bei der Mitarbeiterbefragung im Unternehmen

  1. Fehler: Das obere Management steht nicht hinter ihrem Vorhaben. Das mittlere und untere Management werden erst gar nicht über die Befragung informiert.
  2. Fehler: Die Anonymität der Befragung wird nicht ernst genommen und die Schutzbedürfnisse der Befragten zu wenig berücksichtigt.
  3. Fehler: Zu lange und zu häufige Befragungen, die die Bearbeitungsgeschwindigkeit der Ergebnisse überholen.
  4. Fehler: Unbedachte und überflüssige Fragen; oder auch unpräzise Fragen, die keinen Erkenntnisgewinn bieten.
  5. Fehler: Das Unternehmen oder die Führungskräfte fühlen sich aufgrund der Ergebnisse persönlich beleidigt. Die Umsetzung der Befragungsergebnisse wird von negativen Emotionen gehemmt.
  6. Fehler: Der Fokus liegt ausschließlich auf abstrakten Kennzahlen. Es ist wichtig, einen „Engagement Score“ zu haben, aber lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die Meinungen und Eindrücke der Belegschaft.
  7. Fehler: Die Ergebnisse der Befragung werden nicht (oder viel zu spät) kommuniziert – der Prozess nach Abschluss der Befragung ist zu zeitintensiv.
  8. Fehler: Die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung werden nicht konsequent aufgearbeitet und die Befragung schafft es nie über „das Fragen“ hinaus.
  9. Fehler: Die positiven Effekte der Befragung werden nicht kommuniziert und keiner bekommt mit, was alles Positives aus der Befragung entsteht.
  10. Fehler – Last but not least: Die Mitarbeiterbefragung ersetzt die direkte Mitarbeiterkommunikation. Die Befragung wird nicht als Möglichkeit zum Dialog mit Mitarbeitenden gesehen, sondern als Kompensation.

Die Top 3 Must-Haves für eine wirksame Mitarbeiterbefragung

Richtig durchgeführt stellt die Mitarbeiterbefragung ein machtvolles Werkzeug dar, welches den Dialog zwischen Mitarbeitenden, Führungskräften und der Unternehmensleitung fördert. Sie kann auch ein wichtiges Instrument sein, um wie Ingwer Borg – einer der deutschsprachigen Urväter der modernen Mitarbeiterbefragung – es formuliert hat, „Aufmerksamkeit zu synchronisieren“ und Kommunikation auszulösen. Und zwar nicht nur im Hinblick auf eine oberflächliche Fröhlichkeitskultur in Unternehmen, sondern im Hinblick auf die echten Probleme und Herausforderungen einer Organisation – getragen von dem tiefen Wunsch, vorhandene Lernfelder zu erkennen und entsprechend zu handeln. Dabei gilt dieselbe Regel wie für alle Werkzeuge: Man muss diese nicht nur richtig kaufen, sondern auch korrekt einsetzen und konsequent anwenden, um Ergebnisse zu erzielen. Was es dazu braucht?

Um eine erfolgreiche Mitarbeiterbefragung im Unternehmen durchzuführen, braucht es vor allem das Verständnis und die Akzeptanz von 3 wesentlichen Grundprinzipien:

1. Positive Feedbackkultur als Basis

Ist ein Thema VOR der Befragung in einer Organisation nicht relevant, wird es auch nach der Befragung kaum Relevanz entwickeln.

Befragungen können selten auf Hauruck hin das kulturelle Grundmuster von Organisationen verändern. Befragungen schaffen keine positive Feedback- und Lernkultur. Befragungen BRAUCHEN eine positive Feedback- und Lernkultur.

2. Prozessorientierung als Praxis

Ressourcen müssen in den „Prozess“ fließen, nicht in das „Projekt“. Denn die Befragung kann in der Projektlaufzeit keinen Nutzen entfalten.

In vielen Unternehmen werden Mitarbeiterbefragungen als zeitgebundenes Projekt gesehen und auch als solches beauftragt. Der Fokus liegt dabei jedoch ausschließlich auf der Projektphase und ihrem spezifischen Start- und Endpunkt. Es wird zu wenig beachtet, dass Befragungen ein „Davor“ und ein „Danach“ haben. Man sollte versuchen, den Anschluss an die Arbeitsrealität herzustellen.

3. Der Mensch im Fokus als Strategie

Menschliche Intelligenz muss gefördert, nicht auf künstliche Intelligenz gehofft werden. Es gilt den menschlichen Herausforderungen mehr Aufmerksamkeit zu widmen als den technisch-logistischen Herausforderungen.

Die starke Technisierung von Befragungen bietet zahlreiche neue Möglichkeiten, Daten aufzubereiten, Kennzahlen zu berechnen, Online-Dashboards zu publizieren und Echtzeitstatistiken zu veröffentlichen. Das reine Vorliegen der Daten reicht aber nicht aus – denn erst nach der Befragung geht es um die echte Erkenntnis:, wo genau man Veränderungsmaßnahmen ansetzen sollte. Hier sind Menschen, v.a. Führungskräfte, die den Arbeitsplatz und die Belegschaft am besten kennen, gefragt.

Mit einer Mitarbeiterbefragung positive Veränderung im Unternehmen starten

Wir sind davon überzeugt, dass Mitarbeiterbefragungen in den meisten Unternehmen nicht an mangelndem Wissen scheitern, sondern an mangelnder Erfahrung, wenig Mut oder nicht ausreichender Energie, um sich den Erkenntnissen wirklich zu widmen. Schärfen Sie dahingehend Ihr eigenes Bewusstsein: Befragungen helfen dabei, die eigene Problemlinse an der richtigen Stelle zu fokussieren. Befragungen können per se jedoch keine Probleme lösen.

Befragungen bringen nichts. Außer Sie machen sie richtig!

Sie wollen eine Mitarbeiterbefragung selbst umsetzen? In unserem Praxisbuch über die Mitarbeiterbefragung haben wir das erprobte vieconsult-Wissen zusammengefasst, das Sie für den gelungen Start bis hin zur Aufarbeitung benötigen. Obendrauf: Sie erfahren, wie Sie mit gezielten Mitarbeiterbefragungen die Employee Eyperience in ihrem Unternehmen verbessern können.

Falls Sie doch lieber gleich auf eine professionelle Unterstützung setzen wollen, informieren Sie sich jetzt, wie Ihre Mitarbeiterbefragung mit vieconsult aussehen könnte!

Quellen: Frieg, P. & Hossiep, R. (2018). Mitarbeiterbefragungen – bei den Unternehmen nach wie vor ein etablierter Klassiker.

 

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