Jegliche Mitarbeiterbefragung steht zuerst einmal vor der Herausforderung, entsprechende Zielgruppen im Unternehmen zu erreichen und zur Teilnahme zu bewegen. Die Schwierigkeit besteht dabei oftmals darin, dass sich zum Teil sehr verschiedene Zielgruppen in einem Unternehmen bewegen. Von Fachangestellten bis hin zu Arbeiterinnen und Arbeitern – alle Mitarbeitenden müssen abgeholt werden. Als weitere Anforderung kommt hinzu, dass der Trend immer stärker in Richtung Online-Befragung geht.
Mitarbeiterbefragungen sind Instrumente, die dazu dienen, Erlebnisse und Meinungen der Belegschaft sichtbar und damit für die Unternehmensführung nutzbar zu machen. Die Beteiligungsbereitschaft der Belegschaft und die daraus resultierende Rücklaufquote einer Befragung ist der Gradmesser dafür, ob die Ergebnisse aussagekräftig und belastbar sind.
Bei jeder Befragung gilt es wesentliche Hürden zu erkennen und zu bewältigen, die wiederum eine hohe Beteiligungsbereitschaft mit sich bringen:
- Interesse an der Befragung
- Aufmerksamkeit für die Befragung
- Vertrauen in die Befragung
- Verständlichkeit der Befragung
- Zugänglichkeit der Befragung
Diese Hürden muss man nehmen, um erfolgreich zu agieren. Besonders im Bereich der Arbeiterinnen und Arbeiter treten dabei jedoch zusätzlich besondere Schwierigkeiten auf. Daher soll dieser Beitrag Ihnen klassische Ansatzmöglichkeiten aufzeigen, welche Ihnen dabei helfen, Ihre nächste Befragung optimal zu gestalten.
Interesse an der Befragung
Die erste Schwelle, wenn es darum geht, sich einer Befragung zu widmen, ist das Interesse an der Befragung selbst. Oder salopp aus Sicht der Mitarbeitenden ausgedrückt: „Was bringt es mir?“. Die menschliche Trägheit will überwunden werden, um so wenigstens 10, 15 oder 20 Minuten Ausfüllzeit aufzubringen. Wichtig ist dabei vor allem, dass die Befragung die richtigen Themen umfasst. Die Richtigkeit der Themen kann erhöht werden, indem Vertreterinnen oder Vertreter der Arbeiterschaft bereits in die Konzeption des Projektes eingebunden werden. Ebenso muss erkennbar sein, wie die Verwertungszusammenhänge der Befragung aussehen und wie die Zielgruppe von den Ergebnissen erfährt bzw. von den Veränderungen profitieren kann.
Aufmerksamkeit für die Befragung
Oft ist die Arbeiterschaft in der innerbetrieblichen Kommunikation schwieriger – in jedem Fall jedoch anders zu erreichen als Fachangestellte. Statt Intranet, MS Teams und E-Mail wandern die Medien oft (noch) in Richtung Schichtbesprechung, „Schwarzes Brett“, Infoscreen oder Vergleichbarem. Es gilt daher auch in Bezug auf die Kommunikation der Befragung einen Methoden-Mix zu wählen, der die Zielgruppen auf allen Ebenen abholt.
Vertrauen in die Befragung
Der Aufruf zu einer Befragung ist gleichzusetzen mit dem Aufruf, die eigenen Meinungen und Sichtweisen abzugeben – und involviert daher auch immer eine Vertrauensfrage. „Wie wird mit den Ergebnissen umgegangen?“ „Werden Ergebnisse auf mich zurückfallen?“ Die Teilaspekte reichen von Anonymität und Datenschutz bis hin zum Umgang mit Kritik und aufgezeigten Verbesserungspotenzialen durch Führungskräfte. Neben einer klaren Kommunikation dieser Aspekte ist vor allem die Nutzung von vertrauensstiftenden Multiplikatorinnen und Multiplikatoren wichtig. Ob Betriebsrat, Schichtleitung oder Mitarbeitende, deren Meinung erhöhtes Gewicht unter der breiten Belegschaft hat – es gilt positive Stimmungsmacherinnen und -macher zu nutzen, um Skepsis abzubauen und im Gegenzug Vertrauen aufzubauen.
Verständlichkeit der Befragung
Ein jeder Fragebogen sollte möglichst kompakt und verständlich formuliert werden. Dabei handelt es sich um ein Grundprinzip jeglicher Befragung. Bei einer Befragung der Arbeiterschaft ist dieses Prinzip jedoch um einiges entscheidender, da es hier – die Realität zeigt es – andere Sprachkompetenzen gibt als beispielsweise im hochqualifizierten Angestelltenbereich. Das Prinzip der Verständlichkeit umfasst einerseits die Art und den Stil der Fragen (bspw. niedrigschwellig, einfache Sätze, etc.), die Inhalte der Fragen (bspw. Themen aus dem Alltag) aber auch die verwendete Sprache im Fragebogen selbst. Breite Teile der gewerblichen Mitarbeitenden in vielen Produktions- oder Serviceunternehmen stammen (in der 1. Oder 2. Generation) aus anderen Sprach- und Kulturkreisen. Dementsprechend können Angebote in der jeweiligen Muttersprache hilfreich sein.
Zugänglichkeit der Befragung
Im Bereich der Arbeiterschaft werden sowohl die Verteilung als auch die Rückholung der Befragung mit erhöhten Anforderungen konfrontiert. Dies galt bereits für die Verteilung und das Einsammeln von Papierfragebögen, heutzutage aber umso mehr für elektronische Umfragen. Denn der Trend der letzten Jahre, was die Durchführung von Mitarbeiterbefragungen betrifft, ist eindeutig: Online. Online. Online. Der klassische Papierfragebogen stirbt aus. Ein vieconsult Beispiel: Während wir vor 10 Jahren jährlich noch mit 10.000 Papierfragebögen gearbeitet haben, liegt die Zahl im Jahr 2021 bei unter 100(!!).
Entsprechend gilt es im Bereich der Arbeiterschaft Alternativen zu schaffen. Besonders dort, wo keine E-Mail-Adresse, kein PC-Zugang oder durch die Arbeitsumgebung kein Raum, Platz oder keine Zeit für Befragungen besteht (bspw. Reinigung vor Ort beim Kunden, Arbeit am Shopfloor, Arbeit auf der Baustelle). Unterstützende Lösungen für die erhöhte Zugänglichkeit der Befragungen können sein:
- Hybride Befragungen, welche offline zur Online-Befragung einladen. Zum Beispiel durch gedruckte Zugangscodes im Brieflos-Format oder offenen Befragungen mittels QR-Codes und Aushang.
- Nutzung von Smartphones oder Tablets durch optimierte Mobile-Surveys, die die mobile Ausfüllsituation als Normalfall annehmen.
- Verwendung von internen Kommunikationslösungen, an die das gewerbliche Personal angebunden ist (Chatplattformen, SMS-Lösungen, etc.).
- Durch Terminal-Lösungen vor Ort oder Tablet-Befragungen, mit denen zusätzliche Ausfüllmöglichkeiten für einen definierten Zeitraum geschaffen werden.
All diese Varianten gehen jedoch eher auf die Art des Ausfüllens ein, weniger auf die Ausfüllsituation. Diese Herausforderung bleibt in jeder der dargestellten Varianten bestehen. Wie kann z. B. in der Schicht auf der Baustelle eine entsprechend ruhige und störungsfreie Ausfüllsituation geschaffen werden? Auch hier gibt es unterschiedliche Strategien – vom Ausweichen in die Privatzeit, Schaffung von Ausfüllzeiten (bspw. „Klassenzimmer“-Methode) oder der Komprimierung der Befragung auf wenige Minuten, um die Bereitstellung von Ausfüllzeit zu erleichtern – mehrere Optionen sind denkbar.
Individuelle Lösungen für individuelle Herausforderungen
Die Herausforderungen sind für jedes Unternehmen individuell, gleichzeitig gibt es aber auch Herausforderungen, denen sich alle Unternehmen stellen müssen – vor allem in Bezug auf das gewerbliche Personal. Mit der Erfahrung aus hunderten Projekten unterstützt vieconsult Sie dabei, die bestmögliche Lösung für Ihr Unternehmen zu finden, um einen optimalen Rücklauf bei Ihrer nächsten Befragung zu ermöglichen.
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