Was bedeutet Employee Experience?

„Employee Experience“ ist ein gängiger Begriff, der vor allem vom HR Management bei Employer-Branding-Aktivitäten angewendet wird. Die Bezeichnung klingt im ersten Moment selbsterklärend, was sich aber genau dahinter verbirgt, ist öfter nicht ganz klar. Es handelt sich um einen noch recht jungen Begriff, der den Grundgedanken der „Customer Experience“ in die HR-Welt überträgt. Wir erklären, was es mit der Employee Experience auf sich hat und wie diese beim HR Management in Bezug auf Ihr Unternehmen oder Team berücksichtigen können!

Um einen aktuellen Einblick in die Thematik zu erhalten, empfehlen wir Ihnen zusätzlich zu diesem Artikel einen interessanten Video-Talk rund um „Employee Experience“ und positive Unternehmenskultur mit Gerd Beidernikl und Emily Erker auf LinkedIn.

Kurz gesagt: Employee Experience ist die Summe aller Eindrücke der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Wirft man einen Blick in die englischsprachige HR-Literatur, finden sich oft Definitionen wie: „Employee experience is a worker’s observations and perceptions about his or her employment at a particular company.“

Ins deutschsprachige wird der Begriff „Employee Experience“ oft als „Mitarbeitererfahrung“ oder „Arbeitserlebnis“ übersetzt. Er umschreibt die Summe von Eindrücken, Momenten und Interaktionen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter innerhalb eines bestimmten Zeitraumes in einem Unternehmen positiv oder negativ beeinflussen.

Die „Employee Journey“ im Unternehmen

Angelehnt an die „Customer Journey“ wird dabei auch von den Touchpoints der Mitarbeitenden über den gesamten Lebenszyklus in einem Unternehmen gesprochen. Quasi von der „Employee Journey“ – von Recruiting, über Onboarding ins Team, die laufenden Kontaktpunkte im Unternehmen im Sinne von Arbeitserbringung, Führung und HR bis hin zum Exit-Gespräch und Alumni-Status.

Erlebnisfaktor Arbeit

Während der Begriff per se recht neutral ist, erfährt er in der Nutzung und im Kontext der aktuellen Diskussion häufig eine Konnotation in Richtung „positives Erlebnis der Arbeit“. Es wird dabei zudem implizit oder explizit davon gesprochen, dass die Employee Experience der Haupt-Einflussfaktor für Mitarbeiterengagement oder Arbeitszufriedenheit im Unternehmen oder im Team ist. Oder um Anglizismen zu frönen: Eine positive Employee Experience im Unternehmen ist die Basis eines positiven Employee Engagement. Und damit ist auch die Popularität des Begriffes schnell erklärt. Neben Mitarbeiterengagement, Mitarbeitermotivation, Mitarbeiterzufriedenheit u.a. reiht sich das Employee Experience in die Aktivitäten rings um Unternehmenskultur und Employer Branding ein.

Die wichtigsten Einflussfaktoren

Nüchtern betrachtet handelt es sich um ein Schlagwort, das wenig Neues bietet. Denn dass die Summe aller erlebten Eindrücke eines Arbeitsplatzes auf die innerpsychischen Einstellungen von Mitarbeitenden wirken, entspricht den Grundlagen der Arbeitszufriedenheitsforschung und breiteren Arbeitspsychologie.

Demnach finden sich in Auflistungen, was denn die „Experience“ genau beeinflusst, häufig Klassiker wie:

  • Arbeitsinhalte: v.a. den Sinn und die Ergebniswirksamkeit
  • Arbeitsumgebung im Sinne der physischen und technischen Faktoren
  • Karriere, Lern- und Wachstumsmöglichkeiten
  • Führung und Führungskultur, etc.

Oder wie es häufig im angloamerikanischen Raum subsumiert wird: Culture + Technology + Space = Employee Experience. Klingt ein wenig nach Grundlagenkurs in Arbeitspsychologie.

Der Charme der Employee Experience und das HR Management

Ihren Charm erhält die Employee Experience aber wohl dadurch, dass sie dazu auffordert, die Welt des Unternehmens mit den Augen von Mitarbeitenden zu betrachten und dessen Blickwinkel einzunehmen. Employee Experience fordert also dazu auf, sich in die Position der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu versetzen und dabei sowohl ihr Feedback als auch ihre Erfahrungen ernst zu nehmen. Auf diese Weise kann man gleichsam prüfen, ob die zu vermittelnde Botschaft auch ankommt. Es entsteht ein Paradigmenwechsel, bei dem der Employer und das HR Management die Mitarbeitenden im Unternehmen als „Userinnen und User“ betrachet.

Zudem überträgt der Begriff den Gedanken der „Customer Experience“ auf die HR-Welt. Dort steht unter anderem der Gedanke im Vordergrund, dass nicht der Kauf allein eine Kundin oder einen Kunden an ein Produkt oder Unternehmen bindet, sondern die Interaktionen und Erfahrungen vor und nach dem Kauf wichtig sind. Entsprechend überträgt die Employee Experience statische Arbeitsplatzmerkmale in eine dynamische Abfolge von Interaktionen und einen zeitlichen Verlauf. Sie betont die sich stets erneuernde Mitarbeiterbindung zum Unternehmen.

Die Experience ermutigt, die Kontaktpunkte von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit dem Unternehmen und der Unternehmenskultur eingehender und im zeitlichen Verlauf zu betrachten und neben dem reinen „System“ auch einzelne „Interaktion“ und Feedbacks als wichtig anzuerkennen. Was für ein „Erlebnis“ und welche Erfahrungen bietet ein Einstellungsgespräch, ein Onboarding-Gespräch, ein Mitarbeitergespräch im Unternehmen oder ein Trennungsgespräch? Und ist die erlebte Unternehmenskultur konsistent?

Employee Experience als Grundlage für das Mitarbeiterfeedback

Employee Experience ist wie jeder populäre Begriff mit Vorsicht zu genießen, kann aber als neuer Blickwinkel wertvolle Erkenntnisse insbesondere seitens der Employer liefern. Die wissenschaftliche Beweiskraft der Begrifflichkeiten lässt zumeist (noch) zu wünschen übrig. Oder sie ist aufgrund der jungen Bauart noch nicht vollends erbracht. Was aber nicht bedeutet, dass der Begriff nicht „praktisch“ sein kann. Gerade bei der Planung eines Feedback-Verfahrens im Rahmen einer Mitarbeiterbefragung oder bei der darauffolgenden Feedback-Aufarbeitung kann das Konzept der Employee Experience helfen, positive Arbeitsumgebungen und Produktivität gemeinsam mit den Mitarbeitenden zu gestalten.

 

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