Die Durchführung eines Workshops bedeutet zugleich Chance und Herausforderung. Mit der Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wachsen diese Chancen, aber natürlich auch die Herausforderungen. Nichtsdestotrotz zählen Großgruppenmoderationen zu unseren Fachgebieten. Wir geben Ihnen einen Überblick und halten Ihnen die Vorteile beliebter Großgruppenformate vor Augen. Neugierig geworden? Dann lesen Sie mehr und erfahren Sie, warum die Chancen einer Großgruppenmoderation überwiegen!
Workshops zählen zu den Standardinstrumenten, um Gruppenprozesse anzuleiten, Ideen oder Maßnahmen zu erarbeiten oder um konsolidierte Beschlüsse zu fassen. Sowohl die Methodenliteratur als auch das Seminarangebot, um Methoden und Instrumente zu erlernen, sind breit gestreut. Die Königsdisziplin der Großgruppenmoderation sind jedoch unbestritten vor allem Großgruppenveranstaltungen, in denen man Hunderte von Menschen in Organisationen zielgerichtet zusammenbringt und Dinge miteinander erarbeiten lässt. Versuchen Sie es in Ihrem Unternehmen mit einem moderierten Großgruppenworkshop. Es wird sich lohnen!
Die Welt der Großgruppenmoderation
Die Tradition der Großgruppenveranstaltungen ist lang – der Mythos um Methoden wie Open Space, Real Time Strategic Change oder World Café auch. Hier ein kurzer Überblick über die Klassiker der Großgruppenformate.
Zukunftskonferenz
Wenn es um die Großgruppenmoderation geht, darf die Zukunftskonferenz nicht fehlen. Sie wurde von Marvin Weisbord in den frühen 80er Jahren entwickelt. Zukunftskonferenzen sind vergleichsweise stark durchstrukturierte Großgruppenformate, die üblicherweise drei Tage dauern und meist mit 72 Teilnehmenden durchgeführt werden. Ziel von Zukunftskonferenzen ist es, ein lebendiges Bild einer attraktiven gemeinsamen Zukunft zu erarbeiten. Sie hat einen festen Ablauf:
- Rückblick in die Vergangenheit
- Analyse externer Trends
- Bewertung der gegenwärtigen Situation im Unternehmen
- Entwicklung gemeinsamer Visionen
- Herausarbeiten von Gemeinsamkeiten und
- die Planung von konkreten Maßnahmen.
Die Arbeit erfolgt dabei meist abwechselnd an 8er-Tischen und im Plenum.
Open Space Konferenz
Ein wesentlicher Bestandteil der Großgruppenmoderation ist die Open Space-Methode. Diese Methode wurde von Harrison Owen ebenfalls in den frühen 1980er Jahren entwickelt. Open-Space-Konferenzen dauern in der Regel ein bis drei Tage und sind geeignet für bis zu 1.000 Teilnehmende. Sie sind sowohl inhaltlich als auch formal sehr offen und zählen zu den freiesten Großgruppenformaten. Die Agenda sowie die zu bearbeitenden Themen werden dabei von den Anwesenden in Eigenregie entwickelt. Die Arbeitsgruppen konstituieren sich ebenso in Eigenregie und gestalten den weiteren Arbeitsprozess in Eigenverantwortung – einem der wesentlichen Grundprinzipien von Open Space. Open Space hat damit ein sehr hohes Kreativitätspotenzial und kann in kurzer Zeit eine unglaubliche Vielfalt von Ideen und Maßnahmen produzieren.
Open Space ist von mehreren Grundsätzen geprägt. Berühmt ist das „Gesetz der zwei Füße“ als Ausdruck der Freiheit und Selbstverantwortung: die Teilnehmenden bleiben nur so lange in einer Gruppe, wie sie es für sinnvoll erachten; bekannt ist auch die Bezeichnung von „Hummeln und Schmetterlingen“ als Ausdruck für unterschiedliche Formen der Beteiligung: die einen vertiefen sich in ein Thema und die anderen bilden Brücken durch häufige Gruppenwechsel.
RTSC – Real Time Strategic Change
Die RTSC-Konferenz wurde von Paul Tolchinsky und Kathleen Dannemiller entwickelt. Diese Methode der Großgruppenmoderation stellt ein Format dar, welches ebenfalls strukturiert vorgeht. RTSC-Konferenzen dauern ein bis drei Tage und sind für über 1.000 Teilnehmende geeignet. Ziel ist es, strategischen Wandel auf allen Ebenen und in allen Bereichen gleichzeitig in Gang zu bringen. Dabei sind die strategischen Ziele bereits vorgegeben – meist vom Management einer Organisation, das ebenso direkt als Teilnehmender in der Konferenz anwesend ist. RTSC-Konferenzen sind dabei fast immer in Organisationsentwicklungs- oder Strategieentwicklungs-Prozesse eingebunden. Die Konferenz ist stärker Top-down-organisiert als andere Großgruppenformate. Die Eröffnung ist entscheidend: die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen durch den Input der Leitungsebene aufgerüttelt und motiviert werden (den „sense of urgency“ für die Veränderung erzeugen).
Die Arbeit geschieht dann meist in 8er-Gruppen mit möglichst bunt gemischten Mitarbeitenden, die als repräsentative Gruppen (Grundprinzip: „the whole system in the room“) der Organisation Bereichsgrenzen überwinden. So werden Strategien geprüft und verbessert. RTSC-Konferenzen sind breit einsetzbar und markieren wohl das beliebteste Großgruppenformat.
Abenteuer Großgruppenmoderation
Interesse geweckt? Großgruppenformate sind aus groß angelegten Veränderungsprozessen per se nicht mehr wegzudenken und die Großgruppenmoderation stellt ein wesentliches Interventionsinstrument im Methodenkoffer von Beraterinnen und Beratern dar. Sich als Organisation beziehungsweise Management-Team darauf einzulassen, erfordert dennoch Mut: Mut, die Energie großer Gruppen gebündelt in einem Raum zu erleben; Mut, sich auf einen teilweise offenen Prozess einzulassen und der kollektiven Intelligenz von Gruppen zu vertrauen; Mut, die Kontrolle teilweise abzugeben und dafür wiederum mit reicher Kreativität beschenkt zu werden.
Buchtipp
- Ruth Seliger, Einführung in Großgruppenmethoden, ISBN 978-3-89670-618-8
Nutzen Sie unsere Expertise!
Das Thema dieses Beitrags interessiert Sie? In unserem vieJournal-Newsletter teilen wir mit Ihnen regelmäßig Praxistipps und Praxiserfahrungen aus unserem Projektalltag. Bleiben Sie am Laufenden!
Newsletter abonnieren