Wissensinput und Ideenaustausch im andalusischen Granada

Bei hochsommerlichen Temperaturen von weit über 30 Grad fand Anfang Juni die dreitägige EAOHP 2024 Konferenz im andalusischen Granada, Spanien, statt. Veranstaltungsort war das Abades Nevada Palace Hotel, das sieben gut klimatisierte Konferenzräume zur Verfügung stellte. In diesen wurden parallele Sessions in Form von mündlichen Präsentationen, Posterpräsentationen und Workshops abgehalten. Mit einem 800-seitigen Programm (siehe hier) hatte man die Qual der Wahl. Besonders beliebte und vielversprechende Sessions mussten frühzeitig aufgesucht werden, da sonst bei Platzmangel die Möglichkeit bestand, verlegen auf dem Boden Platz nehmen zu müssen.

Wissenschaft lebt von Austausch und Vernetzung

Alle zwei Jahre versammeln sich Forscher:innen aus dem Bereich der Arbeits- und Gesundheitspsychologie und verwandten Gebieten auf der EAOHP Konferenz, um aktuelle Trends aus der Arbeitswelt vorzustellen und zu diskutieren. Zum zweiten Mal in ihrer Geschichte fand die Konferenz hybrid statt, mit 750 Teilnehmer:innen vor Ort und 120 online. Die Konferenz bot zudem optimale Vernetzungsmöglichkeiten, um bestehende Kollaborationen zu festigen und neue zu erschließen. Vormittags und nachmittags gab es offiziell eine viertelstündige Kaffeepause. Während der 90-minütigen Mittagspause konnte man sich mit Tapas stärken und sich gleichzeitig im „Posterwald“ von Posterpräsentationen inspirieren lassen. Ein besonderes Highlight für viele war das Konferenz-Dinner am Abend des zweiten Konferenztags, das Gelegenheit zum Nachdiskutieren und geselligen Beisammensein unter Gleichgesinnten bot.

Erkenntnisse vorstellen und untereinander diskutieren

Zwei Keynotes wurden von zwei Professorinnen abgehalten. Tahira M. Probst (Washington State University) sprach in ihrem Vortrag „Perils and Promise: Considering the Impact of NextGen Technology on Precarious Workers“ über die wichtige Rolle der Arbeits- und Gesundheitspsychologie im Zusammenhang mit den vier großen Trends der technischen Entwicklung, die unter der Abkürzung STARA (Smart Technologies, Artificial Intelligence, Robotics und Algorithms) zusammengefasst werden. Marisa Salanova (Universitat Jaume I) diskutierte die Bedeutung gesunder und resilienter Organisationen für das Wohlbefinden von Mitarbeiter:innen.

Insgesamt wurden in 274 Symposiumsbeiträgen und 188 mündlichen Präsentationen aktuelle Arbeiten und Erkenntnisse der Konferenzteilnehmer:innen vorgestellt. Auf die 12-minütigen Referate folgte eine zwei- bis dreiminütige Diskussion, die gerne vollständig ausgenutzt wurde. Insgesamt ein wahrhaft wunderbares Forum für Ideenaustausch und die Gewinnung neuer Erkenntnisse.

Auszug: Mitarbeiter:innen in der Eigenverantwortung

Das Symposium mit dem Titel „Employees in Charge: Different Faces of Self-Regulation and Proactivity at Work“ befasste sich mit der Selbstregulierung und Proaktivität von Mitarbeiter:innen am Arbeitsplatz. Während Führung auf zwischenmenschlicher und organisatorischer Ebene eine wichtige Rolle bei der Strukturierung der Arbeit spielt, erfordert eine positive Arbeitserfahrung die gemeinsame Verantwortung von Führungskräften und Mitarbeiter:innen. In einem Beitrag wurde beispielsweise gezeigt, dass Mitarbeiter:innen verschiedene Selbstführungsstrategien anwenden können, um ihre Motivation zu steigern. So nutzen Mitarbeiter:innen an Home-Office-Tagen häufiger Strategien wie Selbstzielsetzung, Selbstbelohnung und die Visualisierung erfolgreicher Leistungen als an Büroarbeitstagen – und diese Strategien korrelieren positiv mit der Arbeitsmotivation. Besonders Personen mit weniger Erfahrung im Home-Office profitieren von der Anwendung dieser Strategien für ihre Motivation.

Drei Key Takeaways aus der EAOHP Konferenz

Wie im Blogbeitrag „Drei Takeaways aus der EAOHP 2024 Konferenz ausführlicher beschrieben, lassen sich folgende drei Key Takeaways formulieren:

  1. Es gilt achtsam zu bleiben, welche Auswirkungen STARA auf den Arbeitskontext haben wird. Dabei sind sowohl Vorteile (z.B. Innovationen) als auch Nachteile (z.B. Verdrängung von Arbeitsplätzen) zu berücksichtigen.
  2. Die Forschung verschiebt sich zunehmend in Richtung Gesundheit und Prävention. Die zentrale Frage ist nicht, wer für die dynamischen Veränderungen geeignet ist, sondern wie Arbeitsumgebungen geschaffen werden können, die die Gesundheit aller Mitarbeiter:innen fördern.
  3. Das Wohlbefinden von Mitarbeiter:innen bleibt ein äußerst relevantes Thema. Die Forschung zur Erholung und die Förderung von positiven Erholungserfahrungen steht weiterhin im Fokus, um das subjektive Wohlbefinden von Mitarbeiter:innen zu erhalten oder zu steigern.

Eine etwas andere Weiterbildung

Der deutsche Wissenschaftsjournalist Axel Bojanowski brachte es einmal treffend auf den Punkt: „Konferenzen sind das, was Pausenhof für Schüler ist.“ Er hat nicht ganz unrecht. Man möchte sehen und gesehen werden, neue Kollaborationsmöglichkeiten suchen und finden und erfahren, woran die Kolleg:innen arbeiten. Sicherlich war die Teilnahme an dieser Konferenz eine besondere Form der Weiterbildung. Das schöne und sommerliche Ambiente in Granada – inklusive einer abendlichen Tour durch die Alhambra – trug dazu bei, die 16. EAOHP Konferenz zu einem vollen Erfolg zu machen.

Lust bekommen? Die nächste EAOHP Konferenz findet 2026 in Helsinki statt.

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Quellen und Literaturtipps

Bojanowski, A. (2017). Was auf Tagungen wirklich geschieht: Kinder, wie die Zeit nicht vergeht. https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/regeln-fuer-konferenzen-was-wirklich-auf-tagungen-geschieht-a-1146826.html

European Academy of Occupation and Health Psychology (2024). Conference programme and events. https://eaohp.org/eaohp_2024/program_events/

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