Case Study: Evaluierung psychischer Belastungen

Case Study 2022-2023

Seit 2003 bietet Casa Leben gGmbH Menschen in besonderen Lebensphasen sichere Räume zum Leben und Wohlfühlen.

Rund 500 Mitarbeitende unterstützen und begleiten kompetent, einfühlsam und mit großer Begeisterung in der Zentrale, den Pflegewohnhäusern, den Kindergärten und in Wohnungen für Menschen 60+.

Als Arbeitgeber steht Casa Leben für Respekt, Verständnis, Wertschätzung und Offenheit im täglichen Miteinander.

Die Arbeitsplatzevaluierung als Bestandteil einer gesunden Organisation

Die regelmäßige Durchführung der Evaluierung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz ist in Österreich für jede Arbeitgeberin und jeden Arbeitgeber gesetzlich vorgeschrieben – und stellt darüber hinaus eine wichtige Grundlage dar, um Organisationsentwicklungsprozesse abzuleiten, die die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden erhält und fördert.

Die Casa Leben gGmbH hat sich im Jahr 2022 entschieden, den gesamten Prozess der Evaluierung – von der Erhebung und Auswertung bis hin zur Maßnahmenableitung und Umsetzung – gemeinsam mit vieconsult zu gestalten und in regelmäßigen Zyklen zu wiederholen.

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Das Ziel einer Arbeitsplatzevaluierung ist der Gesundheitsschutz aller Mitarbeitenden. Um eine hohe Qualität bei der Zielerreichung sicherzustellen, gilt es bei der Durchführung insbesondere auf die geltenden Normen und gesetzlichen Vorschriften zu achten.

Gesetzlich konforme – bedarfsgerechte Evaluierung psychischer Belastungen

Casa Leben steht für Geborgenheit, Innovation, Kompetenz und Nachhaltigkeit. Diese Unternehmenswerte sollten sich ebenfalls im gesamten Prozess der Arbeitsplatzevaluierung widerspiegeln – so die Maxime zum Start des gemeinsamen Projekts. Durch eine laufende und transparente Kommunikation sollte zudem Vertrauen in die Arbeitsplatzevaluierung geweckt und Verständnis geschaffen werden.

Ein möglichst hoher Rücklauf – ein oft schwieriges Unterfangen im Gesundheits- und Sozialbereich – war das Ziel, um umfassende Daten zu erhalten. Mitarbeitende sollten sich mit ihrer Kompetenz nicht nur durch die Teilnahme an der Befragung, sondern auch im aktiven Mitgestalten des Follow-up-Prozesses einbringen können. Der Prozess sollte so aufgesetzt werden, dass er einen nachhaltigen Nutzen für die gesamte Organisationsentwicklung darstellt.

Eine Steuerungsgruppe, bestehend aus Mitgliedern des Managements, HR, Kommunikation und Arbeitsschutz, unter der Leitung von Enisa Nedzibovic und extern unterstützt durch vieconsult-Organisationspsychologin Lisa Aigner, bildete das Kernteam rund um das von der Geschäftsführung beauftragte Vorhaben.

Casa Leben Arbeitsplatzevaluierung
Foto: v.l. Thomas Allram (Marketing), Izolda Sabanovic (Bereichsleitung Casa Kinder und Casa Wohnen), Matthias Steinklammer (Geschäftsführung), Enisa Nedzibovic (Prokuristin und Bereichsleitung Casa Pflege), Marlies Kari (Leitung Human Resources)

 

Gute Planung als Basis für einen nachhaltigen Prozess

Bereits im Juli 2022 fand das erste Steuerungsgruppentreffen statt, bei dem sowohl die Zeitplanung als auch die operative Planung und die Kommunikationsplanung vorgenommen wurden. Wichtige Planungsdetails waren unter anderem:

  • ein Befragungszeitraum von fünf Wochen im Oktober 2022 – um Mitarbeitenden an allen Standorten eine Teilnahme zu ermöglichen
  • eine rechtzeitige und umfassende Kommunikation an alle Führungskräfte und Mitarbeitenden über mehrere Kanäle – um Rückfragen, Anonymitätsbedenken und sonstigen Anliegen bestmöglich zu begegnen
  • der Einsatz des AABR© (Analyse von arbeitsbedingten Belastungen und Ressourcen) für das Screening auf psychische Belastungen am Arbeitsplatz – ein von der vieconsult GmbH entwickelter Fragebogen, der psychologisch-wissenschaftlich fundiert alle geforderten Bereiche des ASchG evaluiert und aufgrund einer bipolaren Skala neben negativen Belastungen auch die Stärkefelder einer Organisation misst
  • bereits im Vorfeld definierte Auswertungscluster nach Organisationseinheit und Berufsgruppe – um arbeitsbedingte und kollektiv wirksame Belastungen konkret identifizieren zu können
  • die Definition einer Mindestauswertungsgrenze von 5 Rückmeldungen pro Einheit, um vollumfängliche Anonymität zu gewährleisten
  • ein bereits im Vorfeld geplanter Follow-up-Prozess: um die Ergebnisrückmeldungen und die Maßnahmenableitung in Form von Präsentationen und Workshops für jeden Standort sicherzustellen

Die Evaluierung psychischer Belastungen stellt eine Risikoanalyse dar, mit deren Hilfe Gefährdungen erkannt und minimiert werden sollen.

Ergebnisaufarbeitung: Risiken minimieren – Stärken nutzen

Mit dem AABR konnten durch ein erstes Screening mögliche Risikofelder, aber auch Stärkefelder der Gesamtorganisation und der einzelnen Organisationseinheiten identifiziert und sichtbar gemacht werden. Um wirksame Maßnahmen aus Screening-Ergebnissen abzuleiten, bedarf es eines gut geplanten Follow-up-Prozesses:

Online-Befragung mit SurveyHUB

Mit der von vieconsult entwickelten und bereitgestellten Online-Berichtsplattform SurveyHUB konnte nicht nur der Rücklauf live verfolgt werden, sondern auch sämtliche Ergebnisse nur wenige Tage nach Befragungsende eingesehen werden. Im Vorfeld der Erhebung wurde daher ein Berechtigungskonzept entwickelt, welches es allen Verantwortlichen erlaubte, auf die Ergebnisse des eigenen Organisationsbereichs zuzugreifen.

Präsentation der Ergebnisse

Im November und Dezember 2022 wurden die Ergebnisse unterstützt durch vieconsult an Verantwortliche und Mitarbeitende in Form von Ergebnispräsentationen rückgemeldet. So erhielten die Geschäftsführung und das Management einen organisationsweiten Überblick. Den Kindergärten und Pflegewohnhäusern (gegliedert nach Wohnbereichen) wurden darüber hinaus die jeweils eigenen Ergebnisse rückgemeldet.

Horizontale und vertikale Handlungsfelder

Im Zuge der Ergebnisrückmeldungen und der internen und externen Analyse der Ergebnisse wurden horizontale (organisationsweite bzw. berufsgruppenspezifische) und vertikale (lokale bzw. einen bestimmten Organisationsbereich betreffende) Handlungsfelder definiert.

Maßnahmenworkshop

Ab Jänner 2023 wurden aufbauend auf den definierten Handlungsfeldern für jeden Bereich zwei- bis vierstündige Maßnahmenworkshops durchgeführt. In diesen wurden gemeinsam mit Verantwortlichen und Mitarbeitenden Belastungen konkretisiert und ursachenbezogene, kollektiv wirksame Maßnahmen abgeleitet. An dieser Stelle war es besonders wichtig, klare Verantwortlichkeiten und Zeithorizonte zu definieren.

Dokumentation

Die gesetzlich vorgeschriebene Dokumentation erfolgt laufend und angepasst an den Stand der Maßnahmenumsetzung. Für die interne Zusammenarbeit wurde über „Confluence“ eine Bearbeitungs- und Austauschmöglichkeit für die Maßnahmenumsetzung geschaffen.

Projektleitung

Arbeitsplatzevaluierung CASA LEBEN

Enisa Nedzibovic, MSc | Prokuristin & Bereichsleitung Pflege

Evaluierung psychischer Belastungen

Lisa Aigner, MSc | Consultant | Arbeits- und Gesundheitspsychologin

Ausblick: Wie geht's weiter?

Genau ein Jahr, nachdem das erste Steuerungsgruppentreffen stattgefunden hat, findet bereits das erste Planungsgespräch für die Re-Evaluierung im Herbst 2023 statt: mit einem neuen Branding. Die Arbeitsplatzevaluierung wird demnach nicht mehr als eigenständiges Projekt, sondern als laufender Organisationsentwicklungsprozess gehandhabt. Die Befragung bekommt einen Namen, um einen Wiedererkennungswert zu etablieren und findet ab sofort jährlich statt, anstatt lediglich zu den gesetzlich vorgegeben Zeitpunkten.

So können Belastungen am Arbeitsplatz früh erkannt werden. Zusätzlich bleibt ausreichend Zeit, um Maßnahmen abzuleiten, um Belastungsfaktoren entgegenzuwirken. Erkenntnisse aus der Planung, Durchführung und Nachbearbeitung der ersten Befragungsrunde werden so weit optimiert, dass die Befragung in den Regelprozess übergehen kann. Maßnahmenworkshops finden weiterhin statt, damit auf die Ergebnisse auch Taten folgen.

Enisa Nedzibovic über die Kooperation

Enisa Nedzibovic Linkedin Icon ist Bereichsleitung Casa Pflege & Prokuristin. Zudem ist sie für die Projektleitung zuständig.

Was waren die Key Learnings von Ihrer Seite?

  • Wichtig war eine proaktive Herangehensweise an Mitarbeitende, um zu ermöglichen, dass diese auch an der Befragung teilnehmen.
  • Präsentationen kurz nach der jeweiligen Befragung sind sehr wichtig, damit Ergebnisse im Gedächtnis bleiben.
  • Eine rasche Einleitung der Maßnahmen-Erarbeitung hat sich für uns als besonders förderlich erwiesen.
  • Die regelmäßige Kommunikation mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über den Verlauf der erarbeiteten Maßnahmen schafft Interesse und Verständnis

Welche Erfolge konnten Sie mit der Befragung erzielen? Was hat sich verändert?

Wir konnten eine Sensibilisierung für das Thema schaffen und gemeinsam erarbeiten, dass es bei der Arbeitsplatzevaluierung um eine Erhebung der strukturellen Belastungen geht – und weniger um persönliche Befindlichkeiten.

Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit vieconsult erlebt?

Wir haben die Zusammenarbeit in allen Phasen als sehr professionell und immer unterstützend wahrgenommen. Insbesondere waren eine nahe Begleitung und Beratung durchgehend gegeben.

Welche Visionen haben Sie für die Zukunft bei Casa Leben gGmbH, insbesondere in Bezug auf die Zufriedenheit Ihrer Mitarbeitenden?

Primär wollen wir einen kontinuierlichen Prozess entwickeln, der eine hohe Beteiligung der Mitarbeitenden mit sich bringt. Anhand der gewonnenen Erkenntnisse wollen wir als Organisation bewusst auf bestimmte Themen und auch Belastungen schauen, um gemeinsam Maßnahmen ableiten zu können. Langfristig soll dadurch sowohl das Wohlbefinden als auch die Zufriedenheit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesteigert werden.

vieconsult über das Projekt

  • Dank einer vorzeitigen und realistischen Planung wurde der gesamte Prozess der Arbeitsplatzevaluierung sowohl operational als auch inhaltlich beispielhaft aufgesetzt. Dadurch konnten mögliche Herausforderungen erfolgreich bewältigt und den Mitarbeitenden stets ein klarer Ausblick auf die nächsten Schritte geboten werden.
  • Im gesamten Prozess war ersichtlich, dass die Durchführung der Arbeitsplatzevaluierung nicht einfach als gesetzliche Verpflichtung, sondern als wichtige Chance gesehen wurde, mit der Mitarbeitende in den Dialog kommen.
  • Durch eine wertschätzende und effiziente Zusammenarbeit konnten großartige Synergien zwischen interner und externer Expertise geschaffen werden. Gemeinsame Erfahrungen und wichtige Learnings können weiters im Prozess der Re-Evaluierung ab Herbst 2023 berücksichtigt werden.

Checkliste für Ihre nächste Arbeitsplatzevaluierung

Sie planen eine Evaluierung psychischer Belastungen und haben noch Fragen zur Durchführung? Unsere Consultant und Gesundheitspsychologin Lisa Aigner hat für Sie die wichtigsten Schritte und hilfreiche Insights in einer kompakten Checkliste zusammengefasst.

Sie erhalten einen Überblick zu

✔️ Definition der Ziele und Zuständigkeiten

✔️ Festlegung der Methodik und des Zeitplans

✔️ Abstimmung der internen Kommunikationsstrategie

✔️ Ermittlung und Beurteilung

✔️ Ableitung von zielerfüllenden Maßnahmen

✔️ Dokumentation und Wirksamkeitskontrolle

Erfahren Sie mehr über die gesetzlichen Vorgaben und profitieren Sie von unseren Praxistipps!

 

Zur kostenlosen Checkliste

Checkliste Evaluierung psychischer Belastungen als PDF zum Download

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